5. Anforderungen an die Soft- und Hardware

 
 
  Anforderungen an die GIS-Software
 
 
  Wie schon bei der Vorklärung der Datenlage spielen auch bei der Softwareentscheidung neben fachlichen Anforderungen die vorhandenen Rahmenbedingungen eine vorentscheidende Rolle.
 
 
  Ist im näheren Aufgabenumfeld bereits eine Softwareentscheidung gefallen, muss diese Software auf ihre fachliche Eignung für die Grünanforderungen und ihre Zukunftsaussichten geprüft werden. Im günstigsten Fall fällt diese Prüfung positiv aus. Können die eigenen Anforderungen nicht befriedigt werden, sollten unter Berücksichtigung bestimmter Regeln Alternativen Vorrang bekommen.
 
 
  Wenn innerhalb der Verwaltung andere Systeme mit dem GRIS kompatibel sein sollen ist zu klären, welche Dateiformate erzeugt bzw. gelesen werden können und welche Optionen auf Schnittstellen bestehen.
 
 
  Dies gilt im Besonderen in Bezug auf die Fachdaten-Software, da deren Inhalte wie SOLL-Werte, IST-Werte der Zeiterfassung, direkt mit den Geo-Daten korrespondieren können müssen.
 
 
  Für den Einsatz von Standardsoftware der GIS-Marktführer spricht die hohe Datenkompatibilität zu gleich ausgestatteten Ämtern, Kommunen oder sonstigen Institutionen. Auch erscheint der Produktsupport ebenso wie die Fortentwicklung der Software langfristig abgesichert.
 
 
  Bei diesen Standardprodukten handelt es sich um hochkompetente Software mit einem überaus komplexen Spektrum an Funktionalitäten. Für die Zielgruppe der Grünflächenämter erwachsen daraus durchaus auch Nachteile. Ihre Fachaufgaben erfordern weniger die Alleskönner sondern spezifische Lösungen, für die deutlich weniger Funktionen notwendig sind, diese aber in einer größeren Tiefe. Spezielle Fachanwendungen sind damit eine wertvolle Alternative.
 
 
  Unabhängig von dieser Frage muss die Software einer Reihe grundsätzlicher Anforderungen genügen:
 
 
 
  • Die Grundgeometrieen sollten an vielen Plätzen (multiuserfähig) und durch unterschiedliche Fachverfahren gleichzeitig nutzbar sein. Diese Querschnittsidee eröffnet kostengünstigere Nutzungserweiterungen.
  • Auch der Zugriff auf die Geodaten und die Sachdaten sollte gleichzeitig und innerhalb einer Anwendung möglich sein.
  • Die Software muss datenbankbasiert sein und eine ausreichende Datensicherheit bieten.
  • Die Software muss die aus fachlicher Sicht vorgegebene Datenstruktur (siehe auch "GALK-Schlüssel", "Objektschlüsselkatalog") abbilden können.
  • Eine anwenderfreundliche Oberfläche mit den für die tägliche Arbeit notwendigen Bedienungselementen lassen die Anwender intuitiv arbeiten, ohne EDV-Experte zu sein. Im Ergebnis senkt der verringerte Schulungsaufwand die Folgekosten, insbesondere bei Personalwechsel.

 
 
  Desktop-Mapping ist nicht geeignet, große Datenmengen zu bewältigen. Kaum etwas beeinflusst die Akzeptanz einer Software beim Anwender mehr als das Laufzeitverhalten. Ist der Griff in den Kartenschrank schneller erledigt als der Bildschirmaufbau, kann man auf die Software verzichten. Im Grünbereich arbeiten wir mit Massendaten. Bei eine hinreichenden Kartierungstiefe der Grünflächen fallen je 1000 ha leicht 20.000 Flächenobjekte an, Punkt- und Linienelemente kommen hinzu. In aller Regen werden diese gemeinsam mit Hintergrunddaten wie Flurkarten im Vektor- oder Rasterformat visualisiert oder mit Luftbildern. Hier bieten spezielle Fachapplikationen oft die schnellere Lösung an. Verlassen Sie sich bei der Überprüfung des Laufzeitverhaltens aber nicht auf Testdatenbestände. Erst der Massendateneinsatz lässt die Schwächen der Produkte erkennen.
 
 
  Mit Blick auf die Kosten- und Leistungsrechnung spielen die Zeiterfassung und damit mehr oder weniger personenbezogene Daten eine verstärkte Rolle. Spätestens an dieser Stelle werden die Personalvertreter nur einer die Datensicherheit garantierenden Lösung zustimmen. Werden solche Daten über die GIS-Software erzeugt, um deren Stärken zu nutzen, sind Formate wie "dbf" ungeeignet. Für die Regelung der Administrations- und Zugriffsrechteverteilung auch im Netz sollte die Software ein Konzept bereithalten.
 
 
  Die weiteren Fachschalen und Ausbaumöglichkeiten für die Software (Bausteinprinzip) sollten den eigenen Anforderungen entgegenkommen und den Einsatz moderner Technologien unterstützen, wie die mobile Erfassung von Daten vor Ort per Pencomputer.
 
 
  Für den Einstieg in die Marktrecherche bieten sich neben Literatur und Messeveranstaltungen, die beide naturgemäß nur die positiven Seiten der Produkte aufzeigen, Kontakte zu anderen Nutzern von Software-Lösungen an. Im Dialog mit den Anwendern - den Opfern des Tagesgeschäfts – lässt sich am ehesten ein qualifizierter Eindruck gewinnen.
 
 
  Kontaktieren Sie als nächstes die Software-Anbieter und holen deren Informationen über die Produkte ein. Laden Sie die in Frage kommenden Software-Anbieter zur Vorführung ihrer Programme ein. Hierfür sollten unbedingt eigene Fachdaten eingebunden werden. Nur so lässt sich frühzeitig der Aufwand für die Anpassung vorhandener Daten und deren Übernahme in die Software abschätzen.
 
 
  Fehlen die eigenen Daten noch, ist bei den Ersatzdaten auf Vergleichbarkeit in Qualität und Umfang zu achten.
 
 
  Spätestens jetzt muss der allgemeine und spezielle Service der Firma sowie das Firmenprofil betrachtet werden. Dabei sollte durchaus gelten: Qualität vor Quantität. Die Größe der Firmen ist kein Garant für die Qualität von Produkt und Support. Positiv ins Gewicht fallen regelmäßig stattfindende Anwendertreffen.
 
 
  Vor einer endgültigen Kaufentscheidung ist ein mehrwöchiger Test der Software im Amt anzuraten. Dabei sollten vorrangig Funktionalitäten und das Zusammenspiel mit den eigenen Arbeitsabläufen überprüft werden. Die Software sollte dabei auch in der Lage sein, die Datenqualität im Rahmen von Plausibilitätsprüfungen bewerten zu können. Der Aufwand für die Anpassung vorhandener Daten ist ein gewichtiger Kostenfaktor und eine automatisierte Datenübernahme in die Software daher von Vorteil. Reaktionszeiten, das Funktionieren der Hot-Line des Herstellers und Kosten in bezug auf Fehlerbeseitigung sollten geklärt sein.
 
 
  Die Kosten der Software hängen unmittelbar mit den Anforderungen der Anwender zusammen. Eine Standard-GIS-Software für den Einsatz als Auskunftsarbeitsplatz ohne zusätzliche Fachapplikation beginnt ab ca. 3.000,- DM für die Einzelplatzlizenz. Am oberen Ende stehen Preise von 70.000,- DM. Empfohlen werden jedoch anwenderfreundliche Applikationen als Client-Server-Lösung. Sie erlauben, speziellen Fragestellungen automatisiert mit der Software abzubilden. Deren Preise bewegen sich als Knotenlizenz ab 4.000,- DM je Arbeitsplatz aufwärts.
 
 
  Besonders günstige Software-Bausteine haben nicht selten die Funktion von Platzhaltern in einer Produktpallette. Sie ziehen zunächst einen Haufen Dienstleistungen nach sich, bis letztlich doch eine größere Alternative unumgänglich wird.
 
 
  Die Kosten für Wartung und Erweiterung der Software betragen standardmäßig ca. 10-20% der Anschaffungskosten pro Jahr für die Hot-Line-Betreuung. Darüber hinausgehender Support wird i.d.R. nach Tagessätzen berechnet, weshalb eine vertragliche Regelung zu entsprechend günstigeren Konditionen verhandelt werden sollten. Hier bietet sich an, über Supportverträge ein festes Zeitkontingent in Tagen einzukaufen.
 
 
  Die Regelung der Zugriffsrechte durch Systemadmins und Anwender im Amt, durch mögliche Nutzer außerhalb des Amtes und im Rahmen des Systemsupports durch die Entwickler muss bis zum Beginn des Echtbetriebs festgelegt sein.
 
 
  Für den Fall, dass von Seiten der Hersteller die Weiterentwicklung, der Support und der Vertrieb eingestellt werden, sollte sichergestellt sein, den Quellcode der Software zu erhalten, um das eingeführte System lauffähig halten zu können.
 
 
  6. Aufwand für ein Grünflächeninformationssystem